Abstract
Dieser Beitrag beleuchtet den Ursprung und die Entwicklung der rabbinischen Tradition, welche die Erschaffung von Embryos als Gemeinschaftsprojekt dreier Beteiligter beschreibt, der beiden Eltern und des Schöpfers, und untersucht deren kulturelle und anthropologische Aspekte. Die Tradition basiert auf einer biblischen Vorstellung, verdankt ihre Weiterentwicklung und ihre endgültige Gestalt aber rabbinischem Denken. Es werden zwei Varianten der Tradition untersucht, eine palästinische und eine babylonische, und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet. Das rabbinische Modell ist durchaus hierarchisch geprägt, allerdings von einer theokratischen Hierarchie: Es beinhaltet die aktive Partizipation des Schöpfers, und anstelle der Minderwertigkeit der weiblichen Komponente finden wir hier ein egalitäres Modell der Embryobildung. Die Geschlechtsunterscheidung der Anteile des Embryos basiert auf einer einfachen Farbsymbolik, nicht auf einem Machtgefälle. Gemäß dem palästinischen Ansatz sind beide Eltern gleichwertige Partner und haben dieselben Rechte in dieser Partnerschaft wie der Schöpfer. Nach der babylonischen Version sind die beiden eigentlich eine Einheit, die zusammen dem höchsten Partner gleichgestellt sind. Angesichts der Ähnlichkeit zwischen den talmudischen embryologischen Spekulationen und ihren Parallelen im Bundahischn und in indischen Quellen, kann ein indo-iranischer Einfluss auf die babylonischen Gelehrten angenommen werden.
Original language | English |
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Journal | Lectio difficilior |
Volume | 2 |
State | Published - 2009 |
RAMBI Publications
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